schmerzerfassung demenz schmerzskalen
Zusammenfassung des Beitrags Höheres Alter: Schmerzen trotz kognitiver Störung des Patienten erkennen, Dtsch Arztebl 2022; 119(27-28): A-1252 / B-1044, Schulze, Anne-Kristin
Ergänzungen aus weiteren Quellen zum Thema Schmerzerfassung durch den Autor der Zusammenfassung in kursiver Schrift.
Unbehandelter Schmerz im Alter ist häufig
Nach Expertenschätzungen leidet die Hälfte der ab 80jährigen, die kognitiv einschränkt sind, an unbehandelten Schmerzen.
Ursache für unbehandelten Schmerz bei Dementen
Die Betroffenen sind nicht (mehr) in der Lage, ihre Schmerzen zu benennen, verbal zu artikulieren.
Konsequenz für die Schmerzerfassung / Schmerzdiagnose
Ärzte, Pflegekräfte und Angehörigen sollten bei dementen Menschen ihre Aufmerksamkeit auf nonverbale Schmerzhinweise richten und entsprechende Schmerzskalen zur Schmerzerfassung nutzen.
Nonverbale Indikatoren für Schmerz
Mimik: Zusammenziehen der Muskeln um die Augen, gerunzelte Stirn, ein Anheben der Oberlippe beziehungsweise Naserümpfen, offener Mund
Motorik: Reiben eines Körperteile; Patient bewegt sich kaum, ballt die Fäuste; will sich nicht anfassen lassen; schlägt um sich, tritt, wirft mit Gegenständen, Quelle: Body movements as pain indicators in older people with cognitive impairment: A systematic review, 2018. doi.org/10.1002/ejp.1344
Generelle Verhaltensweisen: Aggression, Apathie, Schlaf- und/ oder Essstörungen
Vegetative Symptome: vermehrtes Schwitzen, Tachykardie (sofern diese Symptome nicht auf bestehende Erkrankungen zurückzuführen sind).
Schmerzskalen/ Instrumente zur Schmerzerfassung bei Demenz
BESD BEurteilung von Schmerzen bei Demenz. Download: https://www.schmerzgesellschaft.de/fileadmin/pdf/BESD_Fassung_Dezember_2008.pdf
BISAD Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz. Download: https://www.schmerzgesellschaft.de/fileadmin/pdf/BISAD_1111.pdf
PAIC 15 Pain Assessment in Impaired Cognition. Download: https://paic15.com/wp-content/uploads/paic15_de.pdf
Medikamentöse Schmerztherapie bei alten Menschen
Dazu enthält der Beitrag interessante Hinweise von Prof. Dr. med. Sylvia Kotterba, Chefärztin der Klinik für Geriatrie am Klinikum Leer.
Ausführlich hier: https://www.aerzteblatt.de/archiv/226098
Zusammengefasst
Stufe 1: Paracetamol und Novalgin
Stufe 2: keine niederpotenten Opioidanalgetika wegen Risiko von Nebenwirkungen ohne entsprechenden Nutzen
Stufe 3: Opioidanalgetika, vorzugsweise Hydromorphon.
Zwei abschliessende Praxistipps von Prof. Kotterba:
– Bei schmerzbedingter Unruhe oder Aggressivität Analgetika statt Sedativa
– Mit geringeren Dosierungen als den empfohlenen starten. Niere, Herz und Leber im Auge behalten.
Mehr zum Thema Schmerz:
Schmerzen sind nicht nur eine Ursache für persönliches Leid, sie verursachen auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten.
Eine kanadische Studie hat diesen Aspekt untersucht: https://agesuit.com/kosten-schmerzen-bewohner-pflegeheim-langzeitpflege/
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