Simulation von körperlichen Einschränkungen schafft bei Studierenden der Zahnmedizin mehr Bewusstsein für die zahnmedizinische Relevanz von Behinderungen

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Studie Zahnmedizin Studium

In einer Studie am Universitätsklinikum Freiburg (Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde/ Klinik für Zahnärztliche Prothetik) konnten Studenten in die Erfahrungswelt von Patienten mit körperlichen Einschränkungen eintauchen. Möglich wurde dies durch Simulationsanzüge, spezielle Brillen und Geräte, mit denen man Zittern der Hände erleben kann. Derart eingeschränkt mussten die Studierenden der Zahnmedizin mehrere Aufgaben bewältigen, u.a. Aufsuchen einer typischen Zahnarztpraxis, Reinigung von Zahnprothesen und Pflege ihrer eigenen Zähne.

Studenten der Zahnmedizin müssen - eingeschränkt durch Spezialbrillen und Simulationsanzüge - vier Aktionsstationen absolvieren..
Eingeschränkt durch Spezialbrillen und Simulationsanzüge mussten Studierende der Zahnmedizin unter Betreuung von speziell geschultem Lehrpersonal vier Aktionsstationen absolvieren. Fotos: Janik Roesner

Zwei Monate nach dieser Erfahrung wurden die Studierenden der Zahnmedizin gebeten, einen standardisierten Fragebogen auszufüllen, mit dem ihre Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen erfasst wurde. Der gleiche Fragebogen wurde auch von Studierenden beantwortet, die nicht an dem Simulationsprojekt teilgenommen hatten (Kontrollgruppe).

Ergebnis

Die aktiven Teilnehmer der Studie, welche die körperliche Einschränkungen selbst erfahren hatten, zeigten eine signifikant positivere Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderungen.

Schlussfolgerung für das Studium der Zahnmedizin

Die Autoren der Studie zeigen sich zuversichtlich, dass Simulationen in der durchgeführten Art, die Einstellungen und damit auch das Verhalten von angehenden Zahnmedizinern positiv beeinflussen können. Dies sei wichtig, um adäquate Rahmenbedingungen für die zahnmedizinische Betreuung von Menschen mit zahnmedizinisch-relevanten Behinderungen zu gestalten. Unwissenheit über die zahnmedizinische Relevanz von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, erschwert die zahnmedizinische Betreuung dieser Personengruppe. Die konsequente Umsetzung von Barrierefreiheit in Arztpraxen könne durch mehr Wissen über die aus Funktionseinschränkungen resultierenden speziellen Bedürfnisse gefördert werden. Selbsterfahrungen mit Simulationen von Einschränkungen im Studium der Zahnmedizin könnten dabei helfen.


Quelle

Hillebrecht A-L, Steffens S, Roesner AJ, Kohal R-J, Vach K, Spies BC. Effects of a disability-simulating learning unit on ableism of final-year dental students – a pilot study. Spec Care Dentist. 2023; 1-9.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/scd.12831

Korrespondenz-Adresse: Anna-Lena.Hillebrecht@uniklinik-freiburg.de


Die zunehmende Beachtung von Patienten mit besonderen Bedürfnissen findet auch in der Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen (ZApprO) Niederschlag. In der aktuellen Fassung vom 22. September 2021 findet man einen neuen prüfungsrelevanten Querschnittsbereich: „Medizin und Zahnmedizin des Alterns und des alten Menschen„, siehe https://www.gesetze-im-internet.de/zappro/ZApprO.pdf (S. 29, 51, 55).

Ein Beitrag zum Thema Zahnmedizin für Senioren: https://agesuit.com/alterszahnmedizin-seniorenzahnmedizin-alterszahnheilkunde/

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Autor: Gundolf Meyer-Hentschel

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