Vom Demo-Raum zum Skills Lab – Simulation in Gesundheitsberufen

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Wie gelingt der Sprung von der Theorie in die Praxis? In der modernen Ausbildung von Gesundheitsberufen spielen realitätsnahe Lernumgebungen eine zentrale Rolle. Aus einfachen Demoräumen werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz hochfunktionale Skills Labs – Orte, an denen Wissen greifbar, Handeln trainierbar und Fehler erlaubt sind.

Dieser Beitrag gibt einen kompakten Überblick über die Entwicklung, Ausstattung und Bedeutung von Skills Labs und zeigt, wie sie die Ausbildung in Pflege, Medizin und Therapie nachhaltig verändern.

Gliederung

1. Das Skills Lab als 3. Lernort in den Gesundheitsberufen

Die innovative Pädagogik des Trainings und Transfers im Skills Lab schlägt eine Brücke zwischen dem 1. Lernort (Hoch-) Schule und dem 2. Lernort Praxis. Im geschützten Rahmen und unter weniger komplexen Bedingungen als im beruflichen Handlungsfeld haben die Lernenden im 3. Lernort – dem Skills Lab – die Möglichkeit, in der Theorie erworbenes Wissen in praktische Handlungen umzusetzen, diese zu trainieren, Routinen zu entwickeln und sich auf die Herausforderungen im praktischen Handlungsfeld vorzubereiten. Unabhängig vom zufälligen Übungsangebot in der Praxis ermöglichen Simulationen, komplexe Situationen realitätsnah zu üben – ohne Risiko für reale Personen. Doch wie hat sich diese Methode entwickelt, und was steckt hinter dem Begriff „Skills Lab“?

2. Die Anfänge von Simulationen – ein kurzer Rückblick in die Geschichte des Skills Labs

Simulationen haben ihre Wurzeln in der Luftfahrt und wurden in den 1960er-Jahren in die Medizin übertragen. Ein Meilenstein war die Entwicklung von „Resusci Anne“, einer Reanimationspuppe. Seitdem hat sich die Simulationstechnologie rasant weiterentwickelt – von einfachen Modellen bis hin zu computergesteuerten Ganzkörpersimulatoren.

3. Was ist ein Skills Lab, wer trainiert darin, wie ist es ausgestattet?

typischer Raum in einem Skills Lab
Skills Labs dienen als Brücke zwischen Theorie und Praxis

Ein Skills Lab ist eine speziell ausgestattete Lernumgebung, in der pflegerische, therapeutische und medizinische Fertigkeiten unter realitätsnahen Bedingungen trainiert werden können. Es dient als Brücke zwischen Theorie und Praxis.

a) Zielgruppen

Simulationen richten sich an eine Vielzahl von Berufsgruppen des Gesundheitswesens – sowohl in der Ausbildung als auch in der beruflichen Weiterbildung. Sie sind daher für Pflegeberufe, Medizinstudierende, Ärzte, Therapieberufe, Rettungssanitäter, Hebammen, Anästhesie- und OP-Fachpersonal sowie für interprofessionelle Teams geeignet.

b) Räume und Ausstattungsmerkmale von Skills Labs

In Skills Labs können sämtliche Settings von Gesundheitsfachberufen je nach Bedarf und Ausrichtung nachgebaut und eingerichtet werden.

Raumkonzept: Ein durchdachtes Raumkonzept ist essenziell für den reibungslosen Ablauf von Simulationstrainings. Dazu gehören Anmelde- und Wartebereiche für Lernende und Simulationspersonen sowie separate Umkleideräume für alle Beteiligten.

Skizze für den Grundriss eines Skills Labs
Nicht nur der Grundriss ist wichtig. Noch wichtiger ist, dass die Räumlichkeiten eines Skills Labs wirklichkeitsgetreu nachgebaut und eingerichtet sind

Die Simulationsräume eines Skills Labs selbst sollten flexibel gestaltbar sein und je nach Berufsgruppe verschiedene Settings wie z.B. Klinik, ambulante Pflege, Langzeitpflege, Therapieräume, Notaufnahme, OP-Saal, Stationszimmer oder Kreißsaal realitätsnah abbilden.

Ergänzt wird das Konzept durch einen Skillsraum mit vielen Trainingsplätzen (häufig Betten) für praktische Übungen, einen Regie- und Technikplatz – idealerweise mit Spiegelglasfenstern zum Simulationsraum – sowie einen Übertragungsraum für größere Gruppen. Briefing- und Debriefing-Räume lassen sich sinnvoll mit dem Übertragungsraum kombinieren. Nicht zuletzt ist ein ausreichend großer Lagerraum (empfohlen: 20–30 % der Gesamtfläche) für Materialien und Technik unverzichtbar.

Besonders wichtig ist, dass die Räumlichkeiten eines Skills Labs wirklichkeitsgetreu nachgebaut und eingerichtet sind und dass alle Übungsmaterialien einen Wiedererkennungswert zur Realität haben. So schaffen die räumlichen Voraussetzungen die Grundlage für einen fehlerfreundlichen Kompetenzaufbau, fördern Teamarbeit und Kommunikation, stärken die Handlungssicherheit und ermöglichen gezielte Trainings für seltene oder kritische Situationen.

High- und Low-Fidelity Simulatoren: Zur realistischen Darstellung komplexer Versorgungssituationen und dem Monitoring werden Skills Labs mit High-Fidelity Simulatoren (= Ganzkörpermodelle mit hoher Realitätsnähe) ausgestattet. Das sind hochentwickelte Manikins, die atmen, sprechen und blinzeln können, und je nach Berufsgruppe spezifische Funktionen haben, wie veränderbare Vitalparameter, Herz- und Darmgeräusche oder z.B. komplette Geburten simulieren können.

Pflegeschüler beim Bludruckmessen an einer Pflegepuppe im Skills Lab
Blutdruckmessen lernen ohne Stress: Die Puppe ist geduldig.
Patienten-Monitor in einem Skills Lab
Alles sollte wie in der Realität aussehen und funktionieren.

Gleichzeitig werden in Skills Labs auch Low-Fidelity Simulatoren (= Ganzkörpermodelle und Teilaufgabentrainer mit geringer Realitätsnähe) eingesetzt. Hierbei handelt es sich meistens um rudimentäre Nachbildungen von Körperteilen, z.B. IV-Arme für das Üben von Venenpunktionen oder Beckenmodelle zum Üben des Katheterisierens. Sie sind kostengünstig und eignen sich für das Skillstraining isolierter Fertigkeiten, die wiederholte Übung erfordern, ohne die Komplexität einer High-Fidelity Simulation.

Simulationspersonen: Simulationspersonen sind Laien- oder professionelle Schauspieler aller Altersgruppen, die speziell geschult werden, verschiedene Rollen z.B. von Patienten, Klienten, Ärzten oder Angehörigen einzunehmen, um glaubwürdige Übungs- und Prüfungsszenarien in der Aus- und Fortbildung des Gesundheitswesens zu ermöglichen.

Simulationsperson liegt im Bett eines Skills Labs
Simulationsperson in einem Skills Lab

Gut geschulte Simulationspersonen erzeugen sehr viel Realitätsnähe und Qualität in der simulationsbasierten Lehre und geben den Teilnehmern anschließend ein konstruktives Feedback aus der Patientenperspektive. Geeignete Kontakte nach Region und Fachbereich finden sich auf der smarten Begegnungsplattform Meet & Sim. https://www.skillslab-education.de/meet-sim

c) Audio-Video-Technik

Ein weiteres zentrales Element von Skills Labs ist das Vorhandensein von AV-Technik (Kameras und Mikrofone) für Live-Übertragungen und das Debriefing mit einer Videoanalyse. Das System wird über eine spezielle Software, meistens aus einem Regieraum heraus, gesteuert. Diese Technik ermöglicht eine detaillierte Analyse des Verhaltens und fördert nachhaltig das reflektierte Lernen im Skills Lab.

d) Kosten im Aufbau und nach erfolgreicher Implementierung

Die Kosten für den Aufbau eines Skills Labs variieren stark, abhängig von der Anzahl der Räumlichkeiten sowie der individuellen materiellen und technischen Ausstattung. Eine Basisausstattung beginnt bei ca. 30.000 €, High-Fidelity-Simulatoren liegen zwischen 20.000 – 100.000 € pro Stück. Einfache AV-Systeme gibt es ab ca. 10.000 € auf dem Markt und können in großen Simulationszentren auch Kosten bis zu 500.000 € verursachen. Hierbei sind Fördermittel häufig entscheidend für die Umsetzung.

Nach der erfolgreichen Implementierung eines Skills Labs fallen fortlaufende Betriebskosten an, die bei der Budgetplanung berücksichtigt werden sollten. Dazu zählen die Instandhaltung und Miete der Räumlichkeiten, regelmäßiger Service und Wartung der Audio-, Video- und Simulationssysteme sowie der Verbrauch von Materialien im Trainingsalltag. Auch Honorare für Simulationspersonen, Personalkosten für fest eingeplante Stunden im Skills Lab und Dienstleistungen wie die Wäscherei tragen zu den laufenden Ausgaben bei und sollten im Budget verankert werden.

Eine unabhängige Beratung, Kostenschätzungen sowie Begleitung in Ausschreibungsprozessen gibt es z.B. bei Skills Lab Education: https://www.skillslab-education.de/beratung

4. Qualifizierung von Lehrenden & Praxisanleitenden

Die Implementierung simulationsbasierter Lehre im Skills Lab stellt hohe Anforderungen an die pädagogische Professionalität von Lehrenden. Um Lernprozesse realitätsnah, kompetenzorientiert und sicher zu gestalten, bedarf es gezielter Qualifizierung.

Verschiedene Bildungsanbieter bieten Kurse und Workshops für Lehrende an. Drei innovative, flexible Qualifizierungsformate, die auf nationalen Leitlinien und internationalen Standards (u.a. INACSL – Healthcare Simulation Standards of Best Practice) basieren und speziell für Lehrende und Praxisanleitende in Gesundheitsberufen entwickelt wurden, gibt es zum Beispiel bei Skills Lab Education:

  • Smart Skills Trainer: Flexibles, digitales Selbstlernprogramm
  • Hamburg Skills Trainer: Präsenzfortbildung für Einzelteilnehmende
  • Inhouse Skills Trainer: Teamschulung direkt in eigener Einrichtung

Link: https://www.skillslab-education.de/skillstrainer

5. Fazit und Ausblick

Skills Labs sind weit mehr als moderne Übungsräume – sie sind Lernorte der Zukunft. Sie ermöglichen es, in einem sicheren Umfeld zu lernen, zu scheitern und zu wachsen. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Qualität und Sicherheit in der Gesundheitsversorgung und bieten Lernenden attraktive Ausbildungsmöglichkeiten.

Anja Teubner: Autorin des Beitrags über Skills Labs

Autorin: Anja Teubner – Dipl. Berufspädagogin für Gesundheitsberufe & Ausbilderin in Skills- und Simulationstrainings

Aus Gründen der Lesbarkeit wird eine verkürzte Sprachform verwendet, sie bezieht sich ausdrücklich auf alle Geschlechter.

Kontakt: anja.teubner@skillslab-education.de

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